Während die Schultergelenke unserer evolutionären Vorfahren (wie bei allen Vierbeinern) viel Gewicht getragen haben und einem großen Bewegungsradius im Alltag gerecht werden mussten, sind die Bewegungen unserer Arme und Hände heute eher einseitig. Und unser Körper hat sich an diese veränderte Situation bis heute nicht zu 100 % angepasst. Ein Tablet oder Handy halten, Auto fahren, kochen, am Laptop arbeiten – alle unsere Bewegungen verlaufen vor unserem Gesichtsfeld. Anders als in der ursprünglichen Konstruktion vorgesehen, bei welcher durch die Gewichtsbelastung auch die hintere Schultermuskulatur trainiert wurde. Und genau hier haben wir auch schon ein Grundproblem, das zur Kalkschulter führt:
Die Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette – ein echtes Grundproblem!
Durch den Bewegungs- und Belastungsmangel kann es nämlich erst zu den Ablagerungen an den Sehnen(-Ansätzen) kommen. Das löst eine Verdickung in dem betroffenen Bereich aus, was wiederum eine Verengung des ganzen Schulterbereichs zur Folge hat. Die Konsequenz: Reizungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Die 4 Phasen der Kalkschulter:
1. Zellumwandlung:
Vom Sehnengewebe zum Faserknorpel
Durchblutungsstörungen führen zur Faserknorpel-Bildung. Die Phase „vor der Kalkbildung“ ist noch völlig schmerzfrei und kann einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen.
2. Verkalkung: Es wird eng!
Und zwar wortwörtlich. Aus den Faserknorpeln bilden sich kleine kreideartige Kalziumdepots, die sich im weiteren Verlauf zu Kalkherden verschmelzen. Ein Vorgang, der Jahre dauern kann und dabei immer größere Bewegungseinschränkungen mit sich bringt.
3. Fußfehlstellung: Auf dem Boden der Tatsachen
Blutgefäße wachsen ins betroffene Sehnengewebe ein. Die Durchblutung verbessert sich und Fresszellen des Immunsystems versuchen, störende Kristalle zu beseitigen. Dabei kann sich der Schleimbeutel (der Puffer über der Sehne) entzünden. Und das hat extrem schmerzhafte Folgen für die Betroffenen.
4. Reparatur:
Abbau des Kalkdepots, nachlassende Schmerzen.
Das entkalkte Fasergewebe baut sich dank vermehrter Kollagenbildung wieder zu normalem Sehnengewebe um.
Nicht jeder Krankheitsverlauf ist gleich und die Dauer der einzelnen Phasen so individuell wie die Krankheitsvorgeschichte und körperliche Verfassung des Menschen. Damit es erst gar nicht zu einer Kalkschulter bei Ihnen kommt, haben wir drei Top Übungen zur Prävention für Sie zusammengestellt:
- Bewegungsradius erweitern!
- Setzen Sie sich auf den Boden und stützen Sie sich mit den Armen nach hinten ab. Fingerspitzen zeigen vom Körper weg.
- Die Handflächen liegen komplett auf dem Boden. Die Arme sind komplett durchgestreckt.
- Setzen Sie sich weiter nach vorne, sodass Sie sich richtig abstützen müssen.
- Jetzt bewusst weiter nach vorne bewegen, bis eine Spannung im Schulter-und Brustbereich spürbar wird.
- Position für 2 Minuten halten.
- Tiefe Oberkörperbeuge
- Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Die Beine sind hüftbreit auseinandergestellt.
- Nun gehen Sie mit der Brust nach untern und strecken die Arme nach vorne. Die Daumen berühren sich dabei. Die Unterarme liegen auf dem Boden auf.
- Die spürbare Dehnung für 2 Minuten halten.
- Kissenschlacht: mal anders
- Nehmen Sie sich ein Kissen vom Sofa und klemmen Sie es unter die Achsel zwischen Arm und Oberkörper.
- Drücken Sie das Kissen mit angewinkeltem Arm in Richtung Oberkörper.
- 30 Wiederholungen, dann Seitenwechsel.
- Übungsergänzung: Ein (befestigtes) elastischen Band in die Übung integrieren und während der Übungsausführung im „Kissen-Drück-Vorgang“ als Erschwerung integrieren.